Dienstag, 10. Juli 2012

Tragen - Rollen - Ziehen - Fliegen - Hoffen....

Diese letzten Tage ab Roncesvalle und raus aus dem Relief sind zum Verzweifeln. Es ist,als ob unsere Expedition zum Scheitern verurteilt ist - die ungeheuren technischen Anstrengungen und die körperliche Anstrengung gegen die absolut unberechenbaren Wetterverhältnisse? Keinen vernünftigen Sponsor gefunden, jeden letzten Pfennig in das Projekt gesteckt. Der Irrsinn, 30kg schwere Ausrüstung bei nichtfliegbaren Bedingungen auf dem Pilgerweg zu tragen!

Für wen? Für das eigene Ego? Ich bin viel zu abgeklärt,um so etwas zu machen. ich bin kein Held und kein Torero der die allgemeine Langeweile der Menschheit stimulieren muss!

Schaut wenigstens hier rein und schreibt uns was Positives! Findet uns Helfer,Sponsoren oder bleibt fern...

Von Roncesvalle bin ich ja schon gelaufen das Material ziehend. Also war Ales dran,mit Roller, das Material tragend und mit fast einen Unfall, weil das Bremsen bergab des Rollers mit dem Paramotor auf den Schultern nicht trivial ist. Übernacht auf den Sonntag 8.7. in Zubiri. Ales startet sehr früh mit unserer Hilfe von der Straße bei km 18 vor Pamplona. Wir halten den Verkehr auf.
Ales fliegt das Tal raus und landet wegen der Turbulenzen hinter Arre westlich von Pamplona neben der Autobahn.
Werner bringt mich zu meinem letzten erlaufenen Ausgangspunkt, das Shopping Center am Eingang von Pamplona, von wo ich mein Zeug durch die Stadt schleppe,die völlig aus dem Häusschen ist wegen San Firmin.

Ich erreiche Cizur Menor und die dortige Herberge San Juan gegen 12h30 in schnellem Trab. Mein rechter Fuss ist fertig,dank der neuen Schuhe, die Ferse total offen.

Wir warten auf Nachricht von Ales und ich werde von Werner nach Arre zurückgefahren. In einer Kneipe treffen wir uns. Lerne den Polizisten Thomas kennen (aus Biberach), der uns zum näöchsten Nachtlager begleitet und uns noch nützlich sein wird...
Die nacht ist kurz und mühsam,da der Wagen schief steht. ich wache völlig zerschlagen um halb sechs auf. Wir bereiten uns rasend schnell vor und haben ein geneigtes Feld und Windstille zum Starten.

In der Eile vergesse ich Kamera und Tracklog, mir geht es nur noch darum,zu fliegen und aus dem Relief rauszukommen.

Ein Fehlstart und dann klappt es mit Ales Instruktionen. Ich steige geradeaus udn halte sofort im Steigflug auf die Puerta del Perdon zu, eine Schlüsselstelle.
Die morgendlichen Überentwicklungen sind einer flachen Wolkenschicht gewichen,was bedeuten muss,das der Höhenwind beträchtlich ist!

Auf dem Grat des Perdon liegt eine Rotorwolke auf 1200 m. Ich rausche 100 Meter über dem Strassentunnel drüber und erfahre sofort die Konsequenzen mit einem Fullstall (mein Erster am Motorschirm) , stabilisiere den Schirm und gehe mit halber Drehzahl in Sinkflug gegen den nächsten Ort westlich.

Am Boden biegen sich die Bäume, es bläst wie Föhnsturm! Ich werde hin und hergebeutelt,habe aber die Hoffnung nicht verloren. Neben einer Strassenkreuzung vor Puente la Reina gibt es eine Feldmulde mit Bäumen,die mich aufhalten würden, falls es mich wegreisst.
Doch ich lande ganz sanft im Lee der Bäume und bin erstaunt. Packe mein Material udn trage es die 2 km hinein nach Puenete la Reina bis zum Hotel Yakue, das sehr nettes Personal und eine tolle Pilgerherberge hat. Viele Leute bestaunen meine Ausrüstung.

Ich gebe meine Koordinaten durch und warte auf Werner,der gegen Mittag eintrifft und mir Ales Flug erzählt:
Ales hatte drei Fehlstarts, denn nach mir kam plötzlich Rückenwind auf. Von einem anderen Ort ist er dann doch noch weggekommen aber in die starken Turbulkenzen hineingeflogen und musste nach 3 km notlanden. Die Guardia Civil ist gekommen und hat Alle behindert. Doch Thomas war jetzt nützlich und hat seinen Dienstausweis gezeigt. (Vielen Dank, Thomas!) Dann sind sie abgezogen.

Für Ales gab es kein weiteres Flugfenster. Damit war Laufen angesagt: die ganze Nacht durch!
Tagsüber wird es richtig heiss.

Werner udn ich haben usn damit abgefunden,die Nacht auf dem Parkplatz des Yakue zu verbringen.











Am Morgen des 10. wäre hier unten Flugwetter, in der Höhe tobt der Nordwind auf 1000 Meter, in der Ferne liegt ein Degen auf dem Perdon. Das bedeutet Laufen. Ich mache mich fluchend fertig.....
Die Bilder von meinem gestrigen Start hat Hanka noch nicht veröffentlicht, aber morgen seht ihr sie....

2 Kommentare:

  1. Hallo Oli,
    hört sich alles spannend aber doch irgendwie anstrengend an. Auf alle Fälle eine Menge Stoff um für die nächsten Monate und vielleicht Jahre, zumindest aber bis zur nächsten Kamikazeaktion, Gesprächsstoff zu haben.
    Hier was zur Begriffsklärung: Pilger, veraltet auch Pilgrim, stammt vom lateinischen Wort peregrinus (oder peregrinari, in der Fremde sein) ab, was Fremdling bedeutet. Eine Einzelperson wurde früher als Pilgersmann bzw. -frau bezeichnet. Im Kirchenlatein als pelegrinus abgewandelt, bezeichnet es eine Person, die aus religiösen Gründen in die Fremde geht, zumeist eine Wallfahrt zu einem Pilgerort unternimmt, zu Fuß oder unter Verwendung eines Verkehrsmittels. Der Anlass kann eine auferlegte Buße sein und das Bemühen, einen Sündenablass zu erhalten, die Erfüllung eines Gelübdes, die Hoffnung auf Gebetserhörung in einem bestimmten Anliegen oder auf Heilung von einer Krankheit, religiöse Vertiefung oder Abstattung von Dank. Ziel ist ein als heilig betrachteter Ort, etwa eine Wallfahrtskirche, ein Tempel, ein Baumheiligtum usw.
    Wenn es um Ablass der Sünden geht, müsstest Du die Strecke weiterhin zu Fuß, allerdings mit dem Rotor vorm Bauch und mit dreiviertel Gas Gegenwind erzeugend, zurück legen.
    Halt die Ohren steif und kommt gut an alle miteinander!

    Gruß
    FJG

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  2. Hallo Olli,

    du fragst (Zitat aus deinem Text):

    "Für wen? Für das eigene Ego? Ich bin viel zu abgeklärt,um so etwas zu machen. ich bin kein Held und kein Torero der die allgemeine Langeweile der Menschheit stimulieren muss!"

    Natürlich für das eigene Ego ! Deinen Mitlesern ist sicher nicht langweilig und haben auch keine Stimulation nötig. Sowas macht man nicht um andere zu unterhalten sondern seine eigenen Grenzen auszuloten.

    Siehe dein Intro:

    "Das Ziel unserer Reise ist die Erneuerung, also aufzuzeigen, das die Horizontsuche nicht am Boden endet..."

    Du bist Abenteurer genug, hast einiges erlebt um die Situation richtig einzuschätzen. Das euch das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht ist schade. Ich werde euch die Daumen drücken damit ihr euer Ziel erreicht, unbeschadet. Nichts ist es Wert ein allzu großes Risiko einzugehen. Der Weg ist das Ziel wie man so schön abgedroschen sagt. Die wahre Größe eines Bergsteigers und Fliegers ist es im rechten Moment umzukehren. Ich wünsche Dir vor allem genügend von dieser Eigenschaft.
    Viele Grüße
    M

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